Arbeitsgerüste umfassen im Gerüstbauhandwerk alle Bauarten von Gerüsten, auf denen Bauleistungen durch das entsprechende Personal durchgeführt werden können. Außerdem dienen sie der Material- und Werkzeugaufnahme und werden an ihrer Einsatzstelle aus Gerüstbauteilen zusammengesetzt und nach ihrer Nutzung wieder auseinandergenommen. Auf Geruestbau.org erhalten Sie wissenswerte Informationen zu dieser Baukonstruktion!

Das Arbeitsgerüst muss nach den Vorschriften in der DIN 4420 ordnungsgemäß errichtet werden. – © BIRD-Perspektive
Im Rahmen der Gerüstnutzung müssen die in der DIN 4420 festgelegten Bestimmungen für Arbeits- und Schutzgerüste zwingend eingehalten werden. Diese setzt sich zusammen aus allgemeinen Regelungen zu Anforderungen und Prüfungen im Bereich der Sicherheitstechnik, Regelungen zu Leitergerüsten und Gerüstbauarbeiten sowie Festlegungen zu Werkstoffen, Gerüstbauteilen, Abmessungen und Lastannahmen für Systemgerüste. Für Arbeitsgerüste, die fahrbar sind, gelten die Vorschriften in DIN 4422. Nur unter Einhaltung dieser Anforderungen wird auch ein Zulassungsbescheid im Gerüstbau erteilt. Zur Umsetzung in der Praxis gelten zusätzlich die Regeln und Grundsätze der Bau-Berufsgenossenschaft (BG) als Ergänzung zur DIN-Norm, die gerüstspezifische Anforderungen und technische Bestimmungen der jeweiligen Bauart, wie zum Beispiel dem Schalungsgerüst für Betonierarbeiten, beinhalten.
Einteilung des Arbeitsgerüsts in Gruppen
Auf der Grundlage der DIN 4420 werden Arbeitsgerüste in sechs Gerüstgruppen unterteilt. Sie müssen Belastungen aufnehmen können und diese auch sicher über die verschiedenen Gerüstbeläge, Stützkonstruktionen, Aufstellflächen und den Ankergrund ableiten. Aus den unterschiedlichen Bauleistungen und Belastungen des Gerüsts ergibt sich die Einteilung in Gruppen.
- Arbeitsgerüste der Gerüstgruppe 1 sind ausschließlich für Inspektionstätigkeiten vorgesehen und dürfen einer maximalen Belastung von 150 kg je Belagfläche ausgesetzt werden.
- Die zweite Gerüstgruppe darf mit 150 kg je Quadratmeter belastet werden, ist aber nicht für die Lagerung von Werkstoffen und Material zu verwenden, es sei denn, es handelt sich um ein kurzfristiges Abstellen geringer Lasten. Typisch ist die Nutzung dieser Konstruktion für Putz-, Anstreich-, Verfug- oder Wartungsarbeiten.
- Innerhalb der Gerüstgruppe 3 darf ein flächenbezogenes Nutzgewicht von 200 kg/m² nicht überschritten und Material nicht durch einen Hebezug auf dem Gerüst platziert werden. Hier werden beispielsweise Maler-, Dachdeckungs-, Fassadenbekleidungs- oder Beschichtungsarbeiten durchgeführt. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass sich durch einen Gerüstumbau eventuell eine Einteilung zu einer anderen Gruppe ergibt.
- Die Gerüstgruppen 4 bis 6 erlauben eine Material- und Werkstofflagerung auch bei sehr schweren Lasten, weshalb der Hebezug hier eingesetzt werden darf. Grundsätzlich können Sie dieses Arbeitsgerüst mieten, wenn zum Beispiel Maurer-, Putz oder Montagearbeiten mit höherem Materialanteil vorgesehen sind. Die Berechnung des flächenbezogenen Nutzgewichts erfolgt durch die Division der Gesamtbelastung zur Belagfläche, Personen sind grundsätzlich mit 100 kg anzusetzen. Mit diesem Wert können geeignete Gerüstbeläge ausgewählt werden, da deren Größe von den jeweiligen Belastungen abhängt und zwingend im Rahmen der Gerüstplanung miteinzubeziehen ist.
Ermittlung der Teilflächenlast eines Arbeitsgerüsts
Dem Gerüstnutzer ist es laut DIN 4420 zusätzlich erlaubt, neben dem gleichmäßig verteilten Nutzgewicht, einen Teil der Gerüstfläche des Arbeitsgerüsts höher zu belasten. Diese Möglichkeit besteht allerdings nur bei Systemgerüsten, wie dem Rahmengerüst, innerhalb der Gerüstgruppen 4 bis 6. Dafür müssen die Größen des Ständerabstandes, der Belagbreite und der einzelnen Lasten bekannt sein. Letztere sind zusammengenommen mit dem Faktor 1,2 zu multiplizieren, wenn sie mit einem Kran auf dem Gerüst abgestellt werden, sodass die Belastung des Kranes selbst mit berücksichtigt wird. Die vorgesehene Last kann daraufhin mit der zulässigen Last verglichen und dementsprechend angepasst werden. Durch die Ermittlung der Teilflächenlast eines Gerüstes ist es folglich realisierbar, einzelne Flächen höher zu belasten. Dennoch ist grundsätzlich ein Nachweis des maximalen Nutzgewichtes sowie der Flächenpressung des Gerüstes zu erbringen.
Die bauliche Durchbildung eines Arbeitsgerüsts
Aufgrund der Tatsache, dass das Arbeitsgerüst die wichtige Funktion erfüllt, Lasten sicher über seine tragenden Teile zu einem tragfähigen Untergrund zu leiten, müssen alle Gerüstbauteile, wie Gerüstverankerungen, Aussteifungen und Belagelemente, genau nach DIN-Regelungen ihre Anwendung finden. Dies gilt sowohl für Gerüste aller Materialarten, beispielsweise auch dem Stahl- oder Alu-Arbeitsgerüst, als auch für jede Gerüstkonstruktion innerhalb der Regelausführung, wie fahrbare Arbeitsbühnen.
Handhabung der Gerüstbauteile beim Arbeitsgerüst

Die Durchstiege bei einem Arbeitsgerüst haben festgelegte Maße und sind hier mit Innenleitern verbunden. – © BIRD-Perspektive
Im Zuge des Gerüstaufbaus sind einzelne Regeln zur Anwendung von Gerüstbauteilen zu beachten. Handelt es sich um Standgerüste, so bilden die Fußpunkte der Ständer die untersten Belastungspunkte. Sie werden mit Fußplatten oder auch -spindeln versehen und müssen mit ihrer gesamten Fläche auf einem tragfähigen Untergrund oder lastverteilenden Unterlagen, wie Bohlen oder Stahltafeln, stehen. Die Ständerstöße dürfen den Abstand von 0,30 m zu einem Knoten nicht übersteigen und müssen versetzt angeordnet werden. Des Weiteren ist bei der Gerüstmontage darauf zu achten, dass die Zentrierbolzen im Rohrstoß einzustecken und zwischen den obersten drei Längsriegeln zusätzliche Stoßkupplungen anzubringen sind. Die Aussteifungselemente als weiterer Bestandteil der Gerüstbauteile sorgen für die Standsicherheit der Konstruktion. Dafür werden in der Regel Diagonalen in den äußeren Ebenen als Verstrebungen, vertikale und horizontale Gerüstrahmen, Belagelemente sowie Gerüstverankerungen genutzt. Letztere werden bei frei stehenden und nicht standsicheren Gerüsten (zum Beispiel beim mobilen Arbeitsgerüst) verankert, sodass die Konstruktion weder kippen noch abknicken kann. Auch bei Belagteilen muss sichergestellt werden, dass die Flächen nicht wippen oder sich verschieben, indem sie dicht aneinandergelegt werden und auf der obersten Gerüstebene zusätzlich gegen Windbelastungen fachgerecht von Gerüstbauern, welche Sie auch hier auf dem Portal www.geruestbau.org finden können, gesichert werden.
Leitern und Treppen dienen als Zugänge zum Gerüst, außerdem ist es möglich, durch Gerüststege Öffnungen in der Gebäudefassade als Zugänge zu nutzen. Handelt es sich allerdings um eine langfristige Nutzung, müssen Gerüsttreppen separat vor oder im Gerüst angebracht werden, häufig kommen hier Innenleitern zum Einsatz, um einzelne Belagebenen zu erreichen. Schließbare Gerüstdurchstiege können maximal 0,60 m x 1,00 m groß sein und dürfen während der Arbeiten nicht geöffnet sein. Für Bauarbeiten wird weiterhin grundsätzlich ein dreiteiliger Seitenschutz verwendet. Die Teile Geländerholm und Zwischenholm dienen zum Absturzschutz von Personen, während das Bordbrett ein Ausrutschen oder das Herunterfallen von Material und Werkzeugen verhindern soll. Eine besonders hochwertige Gerüstbekleidung sind zum Beispiel Kederplanen aus PVC, sie zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus.
Ausnahmeregelungen zum Seitenschutz des Arbeitsgerüstes
Für den Seitenschutz eines Arbeitsgerüsts existieren vier Ausnahmen außerhalb der Regel. Zum einen kann auf den Schutz komplett verzichtet werden, was auch den Aufbau und den Gerüstabbau zeitlich verkürzen würde, wenn die Belagflächen weniger als 2,00 m über der Aufstellfläche des Gerüstes liegen und der Abstand zum Bauobjekt kleiner als 0,30 m ist. Ein Bordbrett kann weggelassen werden, wenn die Belagflächen an der Stirnseite eine maximale Breite von 1,50 m aufweisen, der Belag und das Längsbordbrett mindestens 0,30 m über die Belagfläche hinausragen oder die Fläche nur als Leitergang genutzt wird. Außerdem wird kein Bordbrett benötigt, wenn die Gerüstfelder nur zum manuellen Vertikaltransport benutzt werden. Die dritte Ausnahme bildet den Verzicht auf Bordbrett und Zwischenholm unter der Annahme, dass die Gerüstlagen nur für horizontale Transporte genutzt werden. Liegen die Einstiegsstellen von Außenleitern weniger als 5,00 m über dem Erdboden oder sind Schutznetze bzw. Drahtgeflechte Teil des Gerüstseitenschutzes, kann als vierte Ausnahmeregel auf den Zwischenholm verzichtet werden.
Arbeitsgerüste außerhalb der Regelausführung
Bei Gerüsten außerhalb der Regelausführung hat eine statische Gerüstberechnung zu erfolgen, die nachprüfbar sein muss und alle zum Einsatz kommenden Baustoffe und -teile mit ihren Werkstoffangaben und Belastungsgrenzen beinhaltet. Zur besseren Darstellung und Nachvollziehbarkeit können skizzenhafte Gerüstzeichnungen beigefügt werden. Unbekannte bzw. selbst erstellte Formeln sollten mit ihrer gesamten Herleitung logisch dargelegt werden. Diese Berechnung erfolgt ausschließlich bei Sonderkonstruktionen und sollte von einem erfahrenen Fachmann vorgenommen werden. Sollten Sie eine Gerüstberechnung oder eine individuelle Beratung zu Ihrem Arbeitsgerüst und zu Preisen benötigen, können Sie sich hier unverbindlich Angebote von Gerüstbaubetrieben aus Ihrer unmittelbaren Umgebung, zum Beispiel vom Gerüstbau in Stuttgart, einholen!