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Gerüstformen

Blitzgerüst: Schnell aufgebaut und vielseitig einsetzbar

Margarethe Lohneis
Verfasst von Margarethe Lohneis
Zuletzt aktualisiert: 09. März 2021
Lesedauer: 11 Minuten
© KangeStudio / istockphoto.com

Sie haben Arbeiten an der Fassade vor sich und benötigen zügig das richtige Gerüst? Beim Blitzgerüst ist der Name Programm: Dieses Fassadengerüst punktet vor allem mit seiner schnellen und unkomplizierten Montage. Wie sich dieses Gerüstsystem zusammensetzt, wie es aufgebaut wird und welche Vorschriften dabei gelten, erfahren Sie im Folgenden.

Alles auf einen Blick:

  • Das Blitzgerüst ist ein Fassadengerüst, das sich durch einen unkomplizierten Aufbau auszeichnet.
  • Es ist vielseitig variierbar und findet seinen Einsatz hauptsächlich als Arbeitsgerüst oder Schutzgerüst.
  • Das grundlegende Element dieses Gerüstsystems besteht nur aus sechs Einzelteilen, die schnell ineinander gesteckt werden können.
  • Hinsichtlich der Sicherheit von Handwerkern und Passanten gelten strenge Vorschriften, um gefährliche Situationen zu vermeiden.
  • Es gibt zwei führende Hersteller für dieses Gerüstsystem: Layher und Bavaria. Sie erhalten sowohl gebrauchte als auch neue Gerüste auf dem Markt.

Definition und Verwendung

Ein Blitzgerüst ist ein Gerüstsystem zum Stecken, das schnell aufgebaut ist und sich für sämtliche Fassadenarbeiten eignet.

Was ist ein Blitzgerüst?

Ein Blitzgerüst ist ein Steckrahmengerüst. Es hat ein Basiselement, das flexibel in Höhe und Breite erweitert werden kann. Dieses Basiselement besteht nur aus sechs Bauteilen, die ohne spezielles Werkzeug ineinander gesteckt werden können. Bis zu einer bestimmten Höhe, die der Hersteller festlegt, braucht es nicht zwingend eine Verankerung in der Wand. Das Blitzgerüst zeichnet sich also vor allem durch eine leichte und schnelle Montage aus.

Wofür eignet sich ein Blitzgerüst?

Der unkomplizierte Aufbau in Kombination mit den vielfältigen Erweiterungsmöglichkeiten macht das Blitzgerüst zu einem Alleskönner unter den Gerüstsystemen. Es eignet sich für fast alle Projekte an Ihrer Fassade, von Renovierung bis Neubau sämtlicher Bauten. Dabei kommt es hauptsächlich als Arbeitsgerüst (Arbeiten an Fassade und Dach) oder als Schutzgerüst (Schutz von Arbeitnehmern und Passanten) zum Einsatz.

Sie können es außerdem an die Gegebenheiten in Ihrem baulichen Umfeld anpassen und mit Sicherungsvorkehrungen erweitern. Ganz gleich, ob Sie die Konstruktion mit einem Netzschutz oder einer Plane ummanteln wollen, ob Sie Durchstiege und Leitern in das System integrieren wollen – die einfache Basisform des Blitzgerüstes bietet zahlreiche Möglichkeiten, Zubehör anzubringen oder den Aufbau zu variieren. Auch die Anbringung durch Wetterschutzdächer und Dachfangvorrichtungen ist gut möglich. Je nach Einsatzgebiet gibt es Modelle aus feuerverzinktem Stahl oder leichtem Alu.

ACHTUNG!
Die Flexibilität des Blitzgerüstes hat einen Wermutstropfen: Es kann nicht endlos in die Höhe erweitert werden, ohne es in der Hauswand oder an zusätzlichen Stützen zu verankern.


Bestandteile

Die Grundlage eines Blitzgerüstet bildet ein sechsteiliges Basiselement, das unkompliziert in Höhe und Breite erweitert werden kann.

Welche Elemente gibt es bei einem Blitzgerüst?

Das Basiselement des Blitzgerüstsystems besteht aus insgesamt nur sechs Bauteilen:

  • Geländer
  • Bordbrett
  • Gerüstboden
  • Stellrahmen
  • Diagonale
  • Fußspindel

Wie ist ein Blitzgerüst aufgebaut?

  • Der Stellrahmen bildet sozusagen das Grundgerüst des Basiselements. Er besteht aus zwei senkrechten Ständern, die das Gerüstelement an den Seiten begrenzen. Ohne die restlichen Elemente nützt Ihnen der Stellrahmen jedoch nichts. Damit das Gerüst auch benutzt werden kann, müssen die beiden senkrechten Seitenteile verbunden werden.
  • Diese Aufgabe erledigen waagrechte und diagonale Stabilisierungselemente. Dazu besitzt jedes Stellrahmen-Element Befestigungsmöglichkeiten für den Gerüstboden und eine Querverstrebung.
    • Der Gerüstboden sitzt waagrecht und im rechten Winkel zwischen den Seitenteilen im oberen Drittel des Blitzgerüstes. Er dient dazu, dass das Gerüst auch tatsächlich begeh- und damit einsetzbar ist. Er ist quasi der Laufweg.
    • Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, dient die Gerüstdiagonale der diagonalen Fixierung des Blitzgerüstes. Sie sitzt quer unterhalb des Gerüstbodens und endet am Gerüstfuß.
    • Das Gerüst steht jedoch nicht einfach so auf dem Boden, sondern auf sogenannten Fußspindeln. Diese sind in der Regel höhenverstellbar und sorgen für einen sicheren Stand.
  • Damit das Blitzgerüst auch sicher ist für denjenigen, der darauf läuft und arbeitet, besitzt es außerdem wichtiges Zubehör zur Absturzsicherung: Bordbrett und Geländer.
    • Das Bordbrett ist etwa 15 bis 20 Zentimeter breit und verläuft senkrecht um den Gerüstboden. Es soll verhindern, dass ein Fuß raus rutscht. An der Längsseite auf der das eingerüstete Objekt steht, befindet sich in der Regel kein Bordbrett.
    • Um ein mögliches Abstürzen zu verhindern, sitzt auf den drei freistehenden Gerüstseiten außerdem mindestens ein waagrechtes Geländer. Das Sicherungsgeländer auf der Längsseite heißt Rückengeländer, das auf der Querseite heißt Stirngeländer.

Blitzschneller Aufbau: So geht die Montage

Bevor es an den Aufbau geht, müssen Sie viele sicherheitstechnische Vorschriften einhalten. Der vom Profi durchgeführte oder überwachte Blitzgerüstbau selbst geht dann fix.

Welche Vorschriften gibt es beim Aufstellen?

Das A und O beim Gerüstbau ist Sicherheit. Um diese zu garantieren, gibt es genaue Vorschriften hinsichtlich des Arbeits- und Kollektivschutzes. Ein Gerüst kann sonst schnell zur Lebensgefahr für Menschen auf und unter der Konstruktion werden. Deshalb sollten Sie nie ohne einen Fachmann ein Blitzgerüst aufstellen.

Ein Blitzgerüst kann sowohl ein Arbeits- als auch ein Schutzgerüst sein. Dementsprechend gelten dieselben Anforderungen zur Standsicherheit und Absturzsicherung, wie es auch bei anderen Baugerüsten der Fall ist. Hier gibt es sowohl nationale als auch europäische Regelungen, die verbindliche Vorschriften an die Dimensionierung, die Belastbarkeit, die verwendeten Werkstoffe und die Konstruktion von Gerüstsystemen machen.

  • DIN 4420: Sie regelt die sicherheitstechnischen Anforderungen an sämtliche spezielle Gerüstarten aus dem Bereich der Arbeits- und Schutzgerüste, also auch dem Blitzgerüst, das im Teil 1 der DIN behandelt wird.
  • DIN EN 12811: Hier finden Sie Vorgaben zu Verfahren über den Entwurf, die Konstruktion und die Bemessung von Arbeitsgerüsten, die ein angrenzendes Bauwerk zur Standsicherheit benötigen. Das Blitzgerüst ist Bestandteil der DIN EN 12811-1.
  • Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV): Diese Verordnung legt den Umgang mit Arbeits- und Schutzgerüsten fest, zum Beispiel die Prüfung der Arbeitsmittel.

Neben diesen drei wichtigen Regelwerken gibt es noch viele weitere Vorschriften, zum Beispiel das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) oder Technische Regeln für Betriebssicherheit (TRBS).

Was müssen Sie vor dem Aufbau beachten?

Ihnen als Laie ist es nicht zuzumuten, alle Vorschriften zu kennen, wenn Ihr Haus ein Gerüst braucht. Dafür gibt es den Profi, der über sämtliche Regelungen genau Bescheid weiß. Viele davon, die zum Beispiel die Normung und Bezeichnung der Gerüstbauteile betrifft, sind für Sie vermutlich nicht relevant. Ein paar allgemeine Regelungen sind jedoch auch für Sie als Bauherr interessant:

  • Fachliche Aufsicht: Die Montage und Demontage dürfen nur unter der Aufsicht einer fachlich geeigneten und befähigten Person erfolgen. Die Voraussetzungen für die Befähigung legt die Betriebssicherheitsverordnung fest.
  • Gefährdungen ausschließen: Gefahren können zum Beispiel von Elektroanlagen, Schächten und brüchigen oder losen Bauteilen ausgehen. Manche Gefahrenquellen können nicht beseitigt werden und erfordern deshalb zusätzliche Sicherungsmaßnahmen.
  • Sichtkontrolle der Bauteile: Beschädigte Teile dürfen in keinem Fall verwendet werden.
  • Abschließende Prüfung: Nach der Montage muss der Gerüsthersteller oder Gerüstbauer die Konstruktion ausführlich prüfen hinsichtlich der sicheren Funktion in Abhängigkeit der jeweiligen Nutzung. Bereiche, die noch nicht einsatzbereit sind, müssen mit Verbotszeichen beschildert werden.
  • Kennzeichnung: Nach der Fertigstellung, Prüfung und Freigabe muss der Gerüstbauer die Konstruktion als DIN-konform kennzeichnen. Des Weiteren muss das Blitzgerüst auch Angaben zur Gerüstgruppe und dem Nutzgewicht sowie dem Gerüsthersteller gut sichtbar an sich haben.
  • Neue Prüfung nach dem Umbau: Nachträgliche Änderungen an der Konstruktion darf ausschließlich fachlich geeignetes Personal durchführen. Wenn mehrere Arbeitgeber das Blitzgerüst benutzen, muss sich jeder über die vorangegangene Prüfung informieren.
  • Zusätzliche Schutzmaßnahmen: Die Gefährdungsbeurteilung oder bestimmte örtliche Vorschriften können weitere Sicherheitsmaßnahmen wie die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) oder ein zusätzliches Montagesicherungsgeländer (MSG) erfordern.

Wie wird ein Blitzgerüst aufgestellt?

Ihrer eigenen Sicherheit zuliebe sollten Sie beim Blitzgerüstbau auf einen Profi aus dem Gerüstbau setzen. Auch wenn ein Blitzgerüst schnell und einfach in der Montage ist, gilt: Wer als Laie ein Blitzgerüst aufbauen möchte, sollte dies nur unter Aufsicht eines Fachmanns tun.

Aus den 6 Bauelementen lässt sich in nur wenigen Schritten und ohne zusätzlich erforderliches Spezialwerkzeug ein funktionstüchtiges Baugerüst montieren.

Bevor es jedoch daran geht, das Blitzgerüst zusammenzustecken, benötigen alle Einzelteile eine fachmännische Sichtkontrolle. Nur wenn die Teile von einwandfreier Beschaffenheit sind, dürfen diese montiert werden. Außerdem muss das Umfeld des Blitzgerüstes genau gecheckt werden, damit später keine brenzligen Situationen entstehen. Dazu gehört unter anderem die Kontrolle des Bodens.

  1. Fußspindeln aufstellen: Platzieren Sie die Fußspindeln dort, wo das Baugerüst später stehen soll. Am besten so dicht wie mögliche an der Hauswand. Für einen sicheren Stand und zur Lastverteilung können Sie diese auf Unterlagen, zum Beispiel auf stabile Holzplanken, stellen.
  2. Stellrahmen aufsetzen: Stecken Sie anschließend die Seitenteile des Stellrahmens auf die Fußspindeln.
  3. Mit einem Geländer stabilisieren: Befestigen Sie das Außengeländer im oberen Teil des Blitzgerüst-Grundelements. Damit sorgen Sie dafür, dass das Gerüst eine erste Stabilität bekommt. Setzen Sie dazu das Geländer in die Geländerkästchen und sichern sie durch einen Hammerschlag.
  4. Blitzgerüst ausrichten: Damit das Gerüst später sicher stehen kann und nicht wackelt, muss es ausjustiert werden. Dazu dienen die Fußspindeln. Diese sind höhenverstellbar und ermöglichen es Ihnen, den Geländerholm so auszurichten, dass dieser waagrecht und lotrecht sitzt. Aber Achtung: Überschreiten Sie nicht die maximale Auszugslänge der Spindeln.
  5. Bodenplatte einhängen: Nach der Ausrichtung dürfen Sie nun auch die erste Etage bauen. Dazu hängen Sie den Gerüstboden an den dafür vorgesehenen Halterungen auf beiden Seiten des Stellrahmens ein.
  6. Querverstrebung befestigen: Um der Konstruktion endgültig Stabilität zu geben, befestigen Sie die eine Ecke der Diagonale an den dafür vorgesehenen Befestigungen am Knotenblech unterhalb des Gerüstbodens. Die andere Ecke keilen Sie am gegenüberliegenden unteren Gerüstende am Stellrahmen fest.
  7. Bordbretter einsetzen: An den Rändern des Bodenbelags müssen zuletzt noch die Bodenbretter verankert werden, zum Beispiel mithilfe von Dübel und Ringschraube oder einer anderen Gerüsthalterung.

Nach diesem Vorbild entstehen auch die weiteren Grundelemente, die sich daran anschließen und damit das Blitzgerüst-System erweitern.



Hersteller und Kosten

Auf dem Markt der Blitzgerüsthersteller sind Layher und Bavaria die beiden führenden Firmen. Sie erhalten die Gerüste neu, gebraucht oder als Mietobjekt.

Welche Hersteller gibt es?

Die beiden führenden Hersteller für Blitzgerüste sind die Firmen Layher und Bavaria.

Was kosten Blitzgerüste?

Blitzgerüste erhalten sie neu, gebraucht und zur Miete. Während Sie für neue Gerüste mit einem Preis zwischen 55 und 65 Euro pro Quadratmeter rechnen sollten, erhalten Sie ein gebrauchtes Gerüst zwischen 25 und 35 Euro pro Quadratmeter.

Betriebe aus dem Gerüstbau ermöglichen Ihnen mit Mietgerüsten passgenaue individuelle Lösungen für das richtige Gerüst, das genau zu Ihrer Fassade und Ihrem Vorhaben passt. In der Regel montiert und demontiert der Profi außerdem das Gerüstsystem. Demnach berechnet sich auch das Angebot, weshalb hier keine pauschale Kostenangabe möglich ist. Die einfache Ausführung ist am günstigsten. Während ein hohes Baugerüst mit gesonderten Sicherheitsmaßnahmen deutlich höher im Preis liegt.

Fazit

Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, kann ein Blitzgerüst mit einem schnellen Aufbau überzeugen. Diesen Vorteil ermöglicht vor allem der Einsatz des Stecksystems, das nur aus wenigen Bauteilen besteht. Während der Stellrahmen sozusagen das Grundgerüst bildet, sorgen der Gerüstboden, die Querverstrebung und die Fußspindeln für einen stabilen Halt. Für die Absturzsicherung sorgen das Bordbrett und die Sicherungsgeländer. Die Sicherheit steht beim Gerüstbau an oberster Stelle. Deshalb ist es für die Montage Ihres Fassadengerüsts besonders wichtig, dass ein Fachmann zur Stelle ist, der dafür sorgt, dass sicherheitsrelevante Vorschriften eingehalten werden. Es gibt zwei große Hersteller für Blitzgerüste: Layher und Bavaria. Sie können zwischen gebrauchten Gerüsten oder Neuware wählen.

Über unsere*n Autor*in
Margarethe Lohneis
Margarethe studierte Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie sammelte bereits Erfahrungen bei einem Publikumsverlag sowie in der Leseförderung und schrieb für eine Literatur-Zeitschrift. Aktuell befindet sie sich im Masterstudium und arbeitet als Werkstudentin in der Online-Redaktion.