Die Gerüstplanung bildet den wesentlichen Bestandteil der Arbeitsvorbereitung im Gerüstbau. Aufgrund der Komplexität heutiger Baukonstruktionen ist eine Reihe von Voraussetzungen im Vorfeld zu erfassen, damit die Sicherheit garantiert ist. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Bestandteile und Bedingungen einzuhalten sind.
Alles auf einen Blick:
- Für einen gelungenen Gerüstbau gilt es, verschiedene Aspekte zu beachten. So sind die Maße, aber auch die vorgesehene Nutzung und Belastung wichtig.
- Zum Planen können Sie für einen Überblick den Gerüstkonfigurator nutzen. Einen Vor-Ort-Termin ersetzt er aber nicht.
- Sparen Sie an den Kosten, sparen Sie am falschen Ende. Denn Sicherheit geht vor.
- Zudem sorgt das passende Gerüst auch für angenehmes Arbeiten.
- Vergleichen Sie beim Kauf und bei der Leihe verschiedene Angebote und beachten Sie das gesamte Leistungsspektrum.
Voraussetzungen und Funktionen
Ein Gerüst ist bei allen Arbeiten an einem Haus ab einer gewissen Höhe ein Muss. Aufgrund der immer flexibleren und damit umfangreicheren Möglichkeiten sollte nur ein zertifizierter Gerüstbauer das Planen übernehmen. Er weiß auch, welche Konstruktion am besten zum jeweiligen Projekt passt.
Wann wird ein Gerüst notwendig?
Ein Gerüst ist bei Baustellen ab einer Absturzhöhe von 2 Metern in Deutschland verpflichtend. So ist es bei Dacharbeiten und beim Bau eines Hauses aus Sicherheitsgründen immer zwingend erforderlich. Das Konstrukt erspart dem Handwerker allerdings auch wertvolle Zeit – und Ihnen somit Geld.
Wer darf ein Gerüst planen?
Früher genügten Berufserfahrung und Grundwissen im Baugewerbe, um die mehrteilige Montage durchzuführen. Da heutzutage allerdings die Baukonstruktionen vielschichtiger geworden sind, ist auch die Planung umfangreicher.
Mit elektronischen Datenverarbeitungsprogrammen ist ein Überblick und die Berechnung der verschiedenen Komponenten möglich – theoretisch. Denn der Gerüstkonfigurator erleichtert das Planen, kann aber meist nur Standardgerüste berechnen. Individuelle Gegebenheiten berücksichtigt die Software nicht in vollem Umfang.
Daher sollte nur ein Gerüstbauer mit entsprechenden Kenntnissen eine solche Planung durchführen. Der Profi hat einen Überblick über die einzuhaltenden Normen und Vorschriften, wie die Betriebssicherheitsverordnung.
Welches ist das richtige Gerüst?
Ein Arbeitsgerüst ist ein Ort, an dem gearbeitet wird. Es kann aber auch „nur“ vor der Absturzgefahr sichern. Dann ist von Schutzgerüsten die Rede.
Die entscheidende Frage ist, wofür das Gerüst benötigt wird. Für ein Arbeits- oder Schutzgerüst wird in Deutschland mittlerweile meist ein sogenanntes Modulgerüst genutzt. Es ist eine spezielle Ausführung des Systemgerüsts und besticht durch individuelle und flexible Steckmöglichkeiten mit vorgefertigten Bauteilen. Deshalb verdrängt es das starre Stangengerüst immer mehr. Klassischerweise kommt es als Arbeitsgerüst an der Fassade zum Einsatz, kann aber zum Beispiel auch bei Festivals als Bühnengerüst fungieren.
Wer leihen will, kann auch auf ein Fahrgerüst zurückgreifen. Dieses ist vor allem bei kleineren Sanierungsarbeiten sinnvoll, weil es mobil und nicht fest am Boden verankert ist. Aufgrund der Mobilität sind die Fahrgerüste für eine bessere Stabilität in ihrer Höhe beschränkt. Auch schnell aufgebaut sind sogenannte Blitzgerüste.
Zusammenstellen
Bevor das Gerüst aufgebaut werden kann, sind alle Maße zu nehmen und in den Konfigurator einzutragen. Dabei sollte das Personen- und Materialgewicht einberechnet werden. Anschließend gilt es, das benötigte Material und Personal für den Aufbau zu besorgen.
Was ist beim Planen eines Gerüsts zu beachten?
Um keine böse Überraschung bei Ihrem Projekt zu erleben, sollten Sie vielfältige Aspekte einplanen, bevor ein Gerüst aufgebaut wird.
- Zunächst gilt es das Bauobjekt zu erkunden und bei fehlenden Zeichnungen Handskizzen anzufertigen. Nur so erhalten Sie ein umfassendes Bild mit allen notwendigen Maßen, den Zustand und die Beschaffenheit. Erst dann kann die Planung des Gerüstbaus weitergehen.
- Beim Vor-Ort-Termin fällt das Überprüfen der Lage sämtlicher Anschlüsse, Stromleitungen, Kabelverläufe, geschützter Gewässer- und Grünflächen, Feuerwehrzufahrten und öffentlichen Hydranten sowie Fernsprechzellen an.
- Für einen reibungslosen Ablauf des Bau-Projekts bedarf es der Abstimmung mit dem Gerüstbauunternehmen und dem Bauherrn.
- Schließlich gilt es, die vorgesehene Nutzung und Belastung der Konstruktion zu bestimmen. Dafür werden die Knotenpunkte mit dem anberaumten Gewicht konzipiert.
Ein detailliertes Zusammenstellen aller Punkte sorgt für einen späteren, reibungslosen Arbeitsablauf beim gesamten Projekt. Weitere, grundsätzliche Überlegungen sind:
- Für welche Arbeiten / Baustellen soll das Gerüst konzipiert sein?
- Wie groß muss der Abstand zur Fassade sein?
- Wie wird es am Gebäude befestigt?
- Wird Material auf dem Gerüst gelagert?
- Wie erfolgt der Materialtransport auf die Arbeitsplatten?
- Wird das Gerüst nach der Rohbauphase auch für Dacharbeiten genutzt?
- Bedarf es eines Seitenschutzes, um Personen und Gegenstände zu sichern?
Wie stellen Sie ein Gerüst zusammen?
Das Planen basiert unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten auf drei Schritten:
- Objektplanung: Welche Gerüstart ist nach dem Erkunden des Objekts und Zusammentragen der relevanten Informationen sinnvoll?
- Materialplanung: Welche Ausrüstung ist im speziellen Fall notwendig? Beispielsweise haben Konstruktionen für den Innenbereich andere gesetzliche Anforderungen als Fassadengerüste.
- Personalplanung: Am Ende müssen Sie für den Aufbau qualifizierte Personen finden
Welche Vorschriften gelten beim Aufbau eines Gerüsts?
Gerüste werden aufgebaut, um Tragfähigkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Für ein Arbeits- oder Schutzgerüst gelten daher verschiedene Vorschriften, die beim Planen zu beachten sind:
Die DIN 4420 legt die allgemeinen sicherheitstechnischen Anforderungen fest, die DIN EN 12811 regelt das Verfahren über Entwurf und Aufbau. Die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) definiert den weiteren Umgang mit Gerüsten. Einige Beispiele: Eine Gerüstplane dient dem Wind- und Wetterschutz der Handwerker. Ein Staubschutz ist wiederum bei Farbbeschichtungen oder Sandstrahlarbeiten unabdingbar. Bei Konstruktionen im Innenbereich sind aus brandschutztechnischen Gründen nur schwer entflammbare Materialien zugelassen.
Daneben gibt es noch weitere Vorschriften, die relevant sind. Das Arbeitsschutzgesetz, die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS 2121) oder die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) zählen genauso dazu wie die Unfallverhütungsvorschrift (BGV C 22). Daher ist es wichtig, beim Planen eines Gerüsts einen Experten mit entsprechenden Kompetenzen zu beauftragen.
Welche Daten sind für den Gerüst-Konfigurator wichtig?
Für das Berechnen müssen Sie in der Regel folgende Daten eingeben:
- Arbeitsbreite
- Arbeitshöhe
- Belagtyp
- Höhe der Gewindefußplatten
- Innen- und Außenkonsolen
- Gerüstlänge
Dies sind jedoch nur die Standardmaße, die keinen Vor-Ort-Termin ersetzen. Nur die Besichtigung vermittelt dem Gerüstbauer, welche besonderen Gegebenheiten vorherrschen und welche Materialien von Nöten sind.
Kosten und Software
Je größer und umfangreicher das Gerüst, desto teurer ist es. Eine Alternative neben einem mobilen Fahrgerüst ist das Leihen. Für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis sollten Sie immer verschiedene Angebote vergleichen. Zu den Materialkosten kommt noch die Arbeitszeit des Experten.
Was kostet es, ein Haus einzurüsten?
Die Kosten richten sich nach den entsprechenden Bauobjekten. Je komplexer das Objekt mit seinen Anforderungen ist, desto mehr Dinge gilt es zu berücksichtigen. Für den Kauf eines Systemgerüsts müssen Sie mit einer niedrigen vierstelligen Summe rechnen – mindestens.
Ein Standard-Fahrgerüst für kleinere Aufgaben können Sie für 300 Euro erwerben. Dabei sind die Arbeitsstunden eines Experten noch nicht inklusive. Eine andere Möglichkeit ist das Leihen bei Gerüstbauern.
Ganz gleich ob Kauf oder Leihe: Holen Sie sich verschiedene Angebote ein und vergleichen Sie diese. Richten Sie Ihren Blick nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die aufgeführten Leistungen. Diese unterscheiden sich manchmal, was die Vergleichbarkeit erschwert. Mit Einsparungen sollten Sie vorsichtig sein. Sicherheit hat ihren Preis.
Welche Software gibt es und was sind deren Vorteile?
Wenn Sie den Gerüstbau planen, sind Konfiguratoren ein wichtiger Bestandteil.
Experten erfassen in einem ersten Schritt mit einem Scanner beim Vor-Ort-Termin die exakten Maße. Anschließend projizieren sie im Programm mit wenigen Zeichnungen das Haus per 3D-Modell. Die Software hilft, das Gerüst auszuwählen. Anschließend liefert es aufgrund der Daten die anberaumte Länge, Höhe und das benötigte Material. Sogar etwaige Windschutzvorkehrungen und das anzunehmende Gewicht auf der Arbeitsplatte lassen sich eintragen.
So erlaubt die Software eine virtuelle Planung vor dem Aufbau. Dank der individuellen Berechnung hält die Software die Kosten so gering wie möglich.
Gerüstbau-Softwares:
- Scaffmax
- Peri CAD
Fazit
Für größere Arbeiten an der Fassade oder auf dem Dach eignen sich am Boden verankerte Modulgerüste. Für kleinere Arbeiten sind mobile Fahrgerüste das Konstrukt zur Wahl. Beim Planen gilt es nicht nur, die Maße zusammenzutragen, sondern auch Stromleitungen, Kabelverläufe oder geschützte Grünflächen zu berücksichtigen. Um für höchstmögliche Sicherheit zu sorgen, ist das Gewicht auf den Arbeitsplatten einzukalkulieren.
Gerüstbau-Konfiguratoren erleichtern die Planung vor dem Aufbau und helfen, Geld zu sparen. Denn so gelingt die Arbeit schneller und präziser, was wiederum Zeit auf der Baustelle spart – und damit den Geldbeutel. Da der Kauf in der Regel sehr teuer ist, macht Leihen oftmals Sinn. Vergleichen Sie verschiedene Angebote und achten Sie auf das jeweilige Leistungsspektrum.