Die Zeiten, in denen Gebäude gerade Fassaden, an jedem Eck einen 90-Grad-Winkel und Stockwerke in genormter Höhe hatten, sind längst vorbei. Heute geht es vor allem um Kreativität und individuelle Gestaltung – in jedem Fall weg vom Standardhäuschen. Das stellt in der Neubauphase oder später bei Sanierungsarbeiten spezielle Anforderungen an Arbeitsgerüste. Mit Modulgerüsten ist das kein Problem.
Alles auf einen Blick:
- Modulgerüste sind eine spezielle Ausführung von Systemgerüsten. Sie zeichnen sich durch ihre besonders flexible Konstruktion aus und lösen dadurch immer mehr das starre Stangengerüst ab.
- Diese Art von Gerüst ist in seiner Breite und Höhe variabel, weil es an den senkrechten Ständern sehr viele Verbindungspunkte hat. Die anderen Bauteile des Gerüsts können also, je nachdem wie es die Situation erfordert, in unterschiedlichen Höhen angebracht werden.
- Die vielen Riegel, Diagonalen und Konsolen machen diese Gerüstart besonders stabil, sodass sie sich auch für sehr schwere Lasten eignet.
- Dieses Gerüst kommt jedoch nicht nur als Arbeitsgerüst zum Einsatz. Es kann beispielsweise ebenso als Bühnengerüst auf Festivals genutzt werden.
- Modulgerüste unterliegen europaweit den Leistungsanforderungen der DIN EN 12810 und DIN EN 12811.
Definition
Modulgerüste sind besonders flexible Systemgerüste, die an so gut wie jedes Bauwerk angepasst werden können. Sie lösen damit die starren Stangengerüste immer mehr ab.
Was ist ein Modulgerüst?
Ein Modulgerüst ist eine besondere Ausführung von Baugerüsten und gehört zu den sogenannten Systemgerüsten. Solche Gerüste haben sehr viele Verbindungspunkte, sind dadurch besonders flexibel und können an so gut wie jedes Gebäude angepasst werden – in Breite, Länge, Höhe und Winkel.
Diese Gerüste sind eine Weiterentwicklung der Stahlrohr-Kupplungsgerüste. Letztere sind kaum flexibel und außerdem aufwändiger und komplizierter zu montieren. In besonderen, baulichen Spezialfällen kommen sie zwar noch zum Einsatz, werden aber meist mit Systemgerüsten kombiniert.
Welche Vorteile hat das Modulgerüst?
Die Vorteile von Modulgerüsten liegen klar auf der Hand. Durch die unterschiedlichen Längen der Riegel und Diagonalen sind Feldlängen, -breiten, Arbeitshöhen und Winkel frei wählbar. Das ist besonders für Arbeitsgerüste an der Außenfassade von Gebäuden wichtig, denn so lassen sich auch kompliziert erscheinende Bauformen problemlos einrüsten.
Weitere Vorzüge sind:
- schnelle Montage beim Auf- und Abbau, bei manchen Gerüsten sogar durch eine einzige Person möglich
- hohe Konstruktionssicherheit und Stabilität
- klare Montagelogik
- Kombinationsmöglichkeiten durch die einzelnen Bauteile
Aufbau und Einsatzbereiche
Der spezielle Systemaufbau von Modulgerüsten erlaubt jede erdenkliche Konstruktionsform. Dadurch lassen sie sich nicht nur als Arbeitsgerüste an der Außenfassade von Gebäuden nutzen.
Wie ist ein Modulgerüst aufgebaut?
Die senkrechten Ständer dieses Gerüsts haben in gleichmäßigen Abständen, den Modulabständen, sogenannte Knotenpunkte. Dabei handelt es sich um Verbindungsmöglichkeiten, an denen wiederum andere, vorgefertigte Bauteile des Gerüsts fixiert werden können. Die Knotenpunkte haben zueinander meist einen Abstand von 50 Zentimetern und sind angeschweißt oder anderweitig fest mit dem Ständer verbunden. Das hat den Vorteil, dass die Verbindungselemente beim Transport oder Aufbau nicht verloren gehen.
Während der Montage werden an den Knotenpunkten Riegel, Diagonalen und Konsolen befestigt. Diese dienen der Stabilisierung des Baugerüsts. Anschließend werden die Gerüstbeläge, also die Arbeitsplattformen, auf denen sich später die Arbeitenden bewegen, ausgelegt.
Bevor ein Gerüst aufgebaut wird, fertigt der Gerüstbauer eine Gerüstzeichnung an. Daran kann er sich später bei der Montage auf der Baustelle orientieren und weiß so ganz genau, an welchem Knotenpunkt welches Bauteil befestigt werden muss.
Wo werden Modulgerüste verwendet?
Diese Art von Gerüsten sind wahre Anpassungskünstler. Da es sie in unterschiedlichen Lastklassen gibt, eignen sie sich für so gut wie jeden Einsatzbereich. Typischerweise werden sie verwendet als:
- Flächen- oder Raumgerüst: um Arbeiten im Inneren von hohen Gebäuden wie Kirchen zu erledigen
- Arbeitsgerüst: um Arbeiten an der Fassade oder am Dach von Gebäuden auszuführen
- Schutzgerüst: um Arbeiter vor dem Absturz und Passanten vor herunter fallenden Teilen zu schützen
- Traggerüst: um ein Bauwerk zeitlich begrenzt zu stützen, solange es selbst nicht tragfähig ist
- Bühnen- und Zuschauergerüst: auf Festivals, Open-Air-Veranstaltungen und Konzerten
- Fluchttreppen: um Fluchtwege an der Außenfassade bereitzustellen, wenn der hausinterne Fluchtweg vorübergehend blockiert ist
- Industriegerüst: an Offshorebauwerken, also Bauwerken in offener See, wie Ölplattformen, oder im Inneren von Industrietürmen oder großen Tanks für Reinigung und Sanierung
Welche Richtlinien oder Normen gibt es?
Modulgerüste unterliegen europaweit genormten Anforderungen. Es gelten die Normen DIN EN 12810 und DIN EN 12811.
Speziell in Deutschland kommt es noch darauf an, wofür das Gerüst genutzt wird. Denn je nach Verwendungszweck, als Arbeitsgerüst oder als Schutzgerüst, müssen Baugerüste grundlegenden Anforderungen genügen. Genaue Vorgaben, welche Anforderungen beispielsweise ein Arbeitsgerüst erfüllen muss, finden Sie in der Norm DIN EN 12811-1. Speziell für Traggerüste gilt die DIN EN 12812:2004.
Hersteller
Ein Großteil der in Deutschland erhältlichen Modulgerüste stammt von einem der folgenden Hersteller. Die meisten davon bieten jedoch nur den Kauf an. Möchten Sie ein Baugerüst lediglich für eine bestimmte Zeit mieten, kommen dafür Gerüstbau-Fachbetriebe infrage. Diese übernehmen in aller Regel auch Transport, Aufbau und Abbau.
Welche Hersteller gibt es?
- Altec
- Layher
- Hünnebeck
- Hymer
- Plettac
- Assco
- Scafom
- Rux
- Zarges
Fazit
Modulgerüste sind Baugerüste, die einen besonders flexiblen Aufbau zulassen. Sie haben sehr viele Verbindungspunkte, die sogenannten Knotenpunkte, und können dadurch in ihrer Breite und Höhe und in ihrem Winkel an den Ecken an nahezu jedes Gebäude und jede Situation angepasst werden. Zudem ist die Montage unkompliziert und schnell zu erledigen – bei manchen Gerüstausführungen sogar von einer einzigen Person. Die vielen Riegel, Diagonalen und Konsolen sichern die Statik solcher Baugerüste und machen sie sehr stabil. Dadurch eignen sie sich auch als Arbeitsgerüste, die sehr schwere Lasten tragen müssen.
Modulgerüste unterliegen – wie auch jedes andere Gerüst – den Anforderungen bestimmter Richtlinien. Diese stellen sicher, dass das Gerüst für den jeweiligen Zweck auch geeignet ist und die nötigen Sicherheitsbestimmungen und Leistungsanforderungen erfüllt. Genau nachzulesen sind die europaweiten Anforderungen in den Normen DIN EN 12810, und DIN EN 12811. Speziell für Arbeitsgerüste gilt die DIN EN 12811-1.