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Berufsbild Gerüstbau

Junge Menschen für den Beruf des Gerüstbauers begeistern

Kirsten Weißbacher
Verfasst von Kirsten Weißbacher
Zuletzt aktualisiert: 29. Februar 2024
Lesedauer: 7 Minuten
© Moore Media - istockphoto.com

Um dem Fachkräftemangel in der Gerüstbaubranche entgegenzuwirken, braucht es heute mehr denn je kreative Ideen. Etwa, junge Menschen schon in der Berufswahlphase für den Beruf des Gerüstbauers zu begeistern, indem man auf soziale Medien und eine gezielte Ausbildungsberatung von Eltern und Kindern schon während der Schulzeit setzt.  

Social Media clever nutzen  

Statt den Weg in handwerkliche Berufe zu gehen, entscheiden sich heute viele junge Menschen für Abitur und Studium – und das, obwohl gar nicht jeder für die akademische Laufbahn geeignet ist. Junge Menschen, die stattdessen gerne einen praktischen Beruf ergreifen wollen, wissen leider oft nicht, welcher für sie der Richtige ist. Statt sich auf Jobmessen oder in Berufspraktikas zu informieren, kann der Weg über Social Media erfolgreicher sein. Hier sind Jugendliche oft täglich aktiv. Social Media Content lässt sich leicht konsumieren und dient Jugendlichen als Quelle für vielerlei Informationen. Um diese Zielgruppe besser zu erreichen, hat die Bundesinnung Gerüstbau als Vertreter des Gerüstbauer-Handwerks jetzt das Portal Youtube als passendes Medium ausgewählt. Um neue Auszubildende für sich zu gewinnen, ist die Bundesinnung mit ihrer Imagekampagne aber schon länger online aktiv, unter anderem auch auf Facebook, Instagram und TikTok – beliebte Portale, die junge Leute tagtäglich nutzen. 

Azubis und Ausbilder geben einen Einblick in die Praxis 

Zu sehen sind in den Videos zahlreiche Einblicke in die Ausbildung zum Gerüstbauer und den Tätigkeiten in der Praxis. Zu Wort kommen Ausbilder und Azubis, die bereits in diesem Beruf arbeiten und aus verschiedenen Perspektiven interessante Details preisgeben. Was hat der Beruf zu bieten, welche Tätigkeiten gehören dazu und welche Fähigkeiten sollte jemand für die Bewerbung mitbringen? Auch Informationen über konkrete Aufstiegsmöglichkeiten, Prüfungsinhalte in der Ausbildung, Arbeitssicherheit und weitere Details werden online spannend aufbereitet, um das Interesse an diesem Beruf zu wecken und Schüler vor dem Abschluss für eine Bewerbung zu begeistern.  

Was macht der Gerüstbauer genau? 

Ein Gerüstbauer baut Gerüste für viele Arbeitseinsätze. Etwa für den privaten und gewerblichen Hausbau, den Bau von Industriegebäuden, für Renovierungen von öffentlichen Gebäuden, Reparaturarbeiten an Brücken, Fußgängertunneln und Hausdächern, aber auch für Maurer- und Malerarbeiten. Nahezu für alle Bauarbeiten, die in der Höhe eine sichere Konstruktion benötigen, kommt der Gerüstbau zum Einsatz. Auch zur Installation von Tribünen und Bühnen, Bauaufzügen, Personen- und Lastenaufzügen sind Gerüste nötig. Neben den einfachen Gerüstarbeiten bieten viele Betriebe weitere Leistungen an, etwa Dachrandsicherungen, Gerüste für Fluchttreppen und Treppentürme oder Industrie- und Kesseleinrüstungen. Darüber hinaus gibt es den Spezial- und Sondergerüstbau, der für Hängegerüste oder die Erstellung von temporären Fußgängerbrücken zum Einsatz kommt. Viele Gerüstarbeiten sind maßgefertigt und damit passgenau an die baulichen Bedingungen vor Ort angepasst.  

Wichtige Fähigkeiten für den Beruf 

Erlernt werden in der Ausbildung zum Gerüstbauer nicht nur der Auf- und Abbau von Gerüsten im Team, sondern auch der sichere Umgang mit einer Arbeitsbühne, die korrekte Absicherung zur Vermeidung von Abstürzen und Kenntnisse zur allgemeinen Arbeitssicherheit auf Baustellen.  

Diese Fähigkeiten und Eigenschaften sind in diesem Beruf besonders gefragt: 

  • hohe körperliche Belastbarkeit 
  • handwerkliches Geschick 
  • Schwindelfreiheit 
  • hohe Konzentrationsfähigkeit 
  • sorgfältige Arbeitsweise 
  • gute Kommunikationsfähigkeit 
  • Teamfähigkeit 
  • Wetterunempfindlichkeit 

Vielseitige Aufgaben 

Jeder Gerüstbaueinsatz erfordert eine sorgfältige Planung und die Anfertigung nach Maß, denn jedes Gerüst muss an die Bedingungen vor Ort angepasst werden. Basis ist in der Regel ein Material- und Bauplan, je nach Situation wird das Gerüst aus Holz, Stahl oder Aluminium konstruiert. Möglich ist je nach Ausgangslage ein Standgerüst, ein an Trägern befestigtes Konsol- oder Auslegergerüst oder ein fahrbares Gerüst. Zur Arbeit mit den Gerüstelementen kommt noch der Umgang mit Leitern, Treppen und Laufbohlen, die das spätere Arbeiten auf dem Gerüst möglich machen. Flexible Arbeitsbühnen erleichtern das Arbeiten auch in höheren Stockwerken. In großer Höhe sind zudem Absturzsicherungen für Arbeiter und Materialien in Form von Fangnetzen vorgeschrieben, die ebenfalls vor Beginn der Arbeit installiert werden müssen.  

Ausbildungsberatung schon während der Schulzeit 

Viele Schulen haben den Bedarf an Fachkräften im Handwerk bereits erkannt und eine fachkundige Ausbildungsberatung schon weit vor dem Abschluss in ihre Lehrpläne integriert. So kommen etwa Ausbildungsberater in die Schulen und stehen für die Beratung von Eltern und Schülern zur Verfügung, beraten konkret zu Praktikumsplätzen oder zu möglichen Karrierechancen im Gerüstbau und anderen handwerklichen Berufen. Auch die Vermittlung von Ausbildungsplätzen ist Teil der Aufgaben, sodass Jugendliche sich schon ab der 8. oder 9. Klasse aktiv für eine Richtung entscheiden können. 

Verschiedene Karrierewege für Gerüstbauer im Überblick 

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zum Gerüstbauer gibt es weitere Karrieremöglichkeiten, etwa den Abschluss der Meisterprüfung oder ein Studium an einer Hochschule.  

Ausbildung zum Meister  

Wer eine eigene Gerüstbaufirma gründen und selbst Azubis ausbilden will, benötigt einen Meisterbrief. Voraussetzung ist das Bestehen der Meisterprüfung, in der umfangreiche Praxis- und Theoriekenntnisse im Gerüstbau sowie in BWL, Recht und Ausbildungseignung abgefragt werden. Der Meisterbrief wird von der IHK oder der HWK nach bestandener Meisterprüfung verliehen. Voraussetzung für die Meisterprüfung sind eine erfolgreich bestandene Gesellenprüfung und zwei bis drei Jahre Berufserfahrung als Gerüstbauer. 

Das sind die Vorteile des Meistertitels: 

  • höhere Verdienstmöglichkeiten 
  • mehr Verantwortung 
  • Tätigkeit als Ausbilder 
  • Möglichkeit, sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig zu machen 
  • höheres Vertrauen seitens der Kunden 
  • Studium auch ohne Abitur (z. B. Techniker/-in für Betriebswissenschaft, Bauingenieurwesen, Industriebetriebswirt/-in für Bauwirtschaft oder ein anderer Studiengang) 
TIPP
Wer einen Meisterbrief hat, darf auch ohne Allgemeine Hochschulreife an einer Wunschhochschule studieren – der Weg in die akademische Laufbahn ist also auch später noch möglich.

Weiterbildung zum Gerüstbaukolonnenführer 

Ebenfalls eine Möglichkeit ist die Weiterbildung zum geprüften Gerüstbaukolonnenführer. Dieser ist nach erfolgreichem Bestehen der Weiterbildung in der Lage, das Gerüstbauer-Team bei Bauprojekten zusammenzustellen, sämtliche Gerüstbauteile und Sicherheitsmaßnahmen (z. B. Fangnetze), das Tragverhalten und die Lastaufnahme der Gerüste zu überprüfen sowie eventuell vorliegende Mängel zu erkennen. Die dafür nötigen Kenntnisse können Gerüstbauer bei verschiedenen Handwerkskammern in Lehrgängen erwerben. Voraussetzung sind praktische Erfahrungen bzw. Vorqualifikationen im Gerüstbau und die Anmeldung durch den Arbeitgeber, der den Gerüstbauer für diese Weiterbildung für befähigt hält. 

Weiterbildung zur befähigten Person zur Prüfung im Gerüstbau 

Alternativ gibt es die Weiterbildung zur befähigten Person zur Prüfung im Gerüstbau. Diese berechtigt Gerüstbauer ebenfalls dazu, Gerüste auf ihre Sicherheit und Stabilität zu überprüfen und mögliche Gefahrenquellen zu erkennen. Teilnehmen können alle als Gerüstbauer beschäftigte Arbeitnehmer, aber auch Arbeitgeber.  

Über unsere*n Autor*in
Kirsten Weißbacher
Kirsten hat Germanistik in Hamburg studiert und im Anschluss ein Volontariat gemacht. Nach ihrem Start in der Unternehmenskommunikation eines lokalen Herstellers wechselte sie in die freiberufliche Tätigkeit. Seit Februar 2024 ist Kirsten bei Digitale Seiten und schreibt dort Ratgeber zu Handwerksthemen aller Art.